Schuhproduktion

Schusterhandwerk

Der Weltspiegel | Video-Schuhproduktion in Äthiopien: In der Tat ist von der einst florierenden Schuhindustrie in der Schweiz nicht mehr viel übrig geblieben. Jeder, der glaubt, dass die Schuhproduktion schnell und mechanisch funktioniert, liegt falsch. Oft werden wir gefragt, warum unsere veganen Schuhe so "teuer" sind. Bei der Herstellung von Laufschuhen setzt der Sportartikelhersteller nun Roboter ein.

Die Wirklichkeit der Schuhproduktion - und was sich ändert

Der Schuh ist schon lange ein Mode- und Einwegartikel. Auch das " Fast Fashion " Modell der Bekleidungsindustrie hat die Schuhproduktion erlangt. Aber wir können nur so billige und in solchen Mengen einkaufen, weil andere einen höheren Lohn zahlen - mit gefährlicher Tätigkeit, mit unentgeltlichen Mehrarbeit, mit einem armen Dasein.

Jährlich werden mehr als 6 Paare von Schuhen von in der Schweiz lebenden Personen konsumiert. Sie werden hauptsächlich in Asien hergestellt (87%), Europa ist für rund vier Prozentpunkte der globalen Schuhproduktion zuständig. Die Missbräuche in der Schuhbranche sind denen in der Textilbranche sehr ähnlich: Die Mindestloehne in der Schuhbranche gehoeren zu den niedrigsten in nahezu allen Laendern und sind kaum genug zum Auskommen.

Auch dieses Beispiel verdeutlicht, dass sehr niedrige Gehälter in der Schuh- und Bekleidungsindustrie ein weltweites Phänomen sind, das in Europa nicht aufhört. Unser Bericht aus Albanien gibt einen Überblick über das mit einem solchen Geld. Auch in Europa gibt es die inhärenten Schwierigkeiten der Bekleidungs- und Schuhwarenindustrie - niedrige Gehälter, unentgeltliche Überstunden, mangelnde Sicherheit am Arbeitsplatz - wie unsere Untersuchungen zeigen.

Beispielsweise werden sehr viele der Teilnehmer pro Teil und nicht pro Stunde vergütet, so dass die Arbeiter beispielsweise keine Schutzhandschuhe anziehen, um die erforderliche Anzahl von Teilen zu ereichen. Zur Erreichung ihrer Quoten arbeiten sie auch unentgeltlich über stunden; toxische chemische Stoffe werden ebenfalls eingesetzt, vor allem bei der Ledergerbung, aber auch bei der Schuhherstellung.

Im Schuhmarkt sind die Arbeitnehmer einer ganzen Palette von gefährlichen chemischen Substanzen ausgeliefert. Vulkanisierende Substanzen wie z. B. Kautschuk setzen toxische Gase frei; es macht die Arbeitnehmer schwindelig, Hustenanfälle oder sie müssen sich auskotzen. In Albanien zum Beispiel beklagten sich die Arbeitnehmer über Kopfweh, Allergie und Hautkrankheiten, in Rumänien über den beißenden Geruch in der Produktion, in einer makedonischen Produktionsanlage meldeten die Arbeitnehmer Bronchitis und andere Lungenprobleme wegen des verwendeten Klebers.

Gesundheitsschädlich ist auch die Gerbereiarbeit: Rohhaut ist stark, verschmutzt und riecht. Dabei ist die Tätigkeit gefährlich: So häufig sind Arbeitsunfälle wie Gelenkschädigungen durch das Anheben schwerer Haut und Allergie oder gar Tumore durch den Umgang mit Chemikalien. Die Problematik: Während oder nach dem Gerben kann sich Chromium VI bilden - ein krebserregender und allergener Wirkstoff, der nicht nur für die Arbeiter und die Umwelt, sondern auch für diejenigen, die die Sportschuhe später benutzen, nachteilig ist.

In einigen Ländern ist die Beschäftigung in der Schuhbranche stärker verbreitet als die Ausnahmen. Schon 1996 gab der ehemalige Direktor der International Labour Organization (ILO) zu, dass niemand wusste, wie viele Menschen formlos an der Herstellung von Kleidung und Schuhen beteiligt waren. Das Arbeiten in der Schuhbranche ist durch lange Arbeitstage und regelmäßige Mehrarbeit gekennzeichnet.

Allerdings behaupten viele Arbeitnehmerinnen, dass sie regelmäßig zu Mehrarbeit verpflichtet sind. Das Überstundengeld trägt dazu bei, das dürftige Arbeitseinkommen zu erhöhen; ausnahmsweise bedeutet Überstundenverzicht vielleicht nie wieder Mehrarbeit. Die Menschen in der Türkei sind in der Schuhbranche regelmäßig bis zu 13 Arbeitsstunden beschäftigt. Sie sind ebenfalls auf die Verbesserung ihrer niedrigen Grundgehälter durch die Verlängerung von Arbeitszeiten angewiesen; der Zusatzlohn wird dann von den meisten als unverzichtbarer Teil ihres laufenden Arbeitsentgelts angesehen.

Selbst dort, wo Arbeitnehmerinnen nicht zur Überstundenarbeit verpflichtet sind, müssen sie dies oft tun, um ihre privaten Verbindlichkeiten abzubauen. Die Mindestlöhne werden auf das Arbeiterkonto übertragen und die zusätzlichen Arbeitsstunden werden in Bargeld ausgezahlt. Das kann kurzfristig interessant sein, aber langfristig verpassen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kostbare Beiträge zur Renten- und Sozialversicherung.

Es ist für die einzelnen Arbeitnehmer nahezu ausgeschlossen, sich gegen diese Bedingungen zu verteidigen, und die gewerkschaftlichen Organisationen in der Schuh- und Bekleidungsindustrie sind geschwächt. In puncto Durchschaubarkeit steckt die Schuh- Industrie noch in den Kinderschuhen: Die Versorgungsketten sind vielschichtig, opak und unbeständig, viele Aufträge werden von Subunternehmern und Subunternehmern erledigt, und es gibt kaum öffentliche Angaben über die Zahl der Beschäftigten, Produktionsländer, Löhne und Arbeitsverhältnisse.

Es liegt auf der Hand, die betreffenden Schuhhersteller unmittelbar zu befragen, wie ihre Versorgungsketten aussieht und welche Maßnahmen sie ergreifen, um eine gesellschaftlich tragfähige Fertigung zu gewährleisten. Aus diesem Grund sandte die Firma Ende 2015 einen Fragenkatalog an 28 Schuhlieferanten, davon acht aus der Schweiz. Hinsichtlich der Durchsichtigkeit liegt die Schuhbranche selbst um Jahre hinter der Bekleidungsindustrie zurück.

Wer für mehr Offenheit eintritt, stößt oft auf heftigen Widerspruch, wie unser Bericht aus Italien aufzeigt. Verunsicherte Arbeitsverhältnisse, niedrige Gehälter und mangelnde gewerkschaftliche Freiheit prägen sowohl die Schuhindustrie als auch die Bekleidungsbranche. Zu oft wissen die Hersteller selbst nicht, wo die einzelnen Komponenten ihrer Produkte hergestellt werden. Die Schaffung vollständiger Markttransparenz ist bei so komplexen Versorgungsketten, so vielen Intermediären und Produktionsschritten nicht leicht.

In einem ersten, kleinen Arbeitsschritt würden die Schuhunternehmen eine Lieferantenliste vorlegen. Dabei geht die Offenheit noch weiter: Prüfungsberichte, Planungen für erforderliche Korrekturmaßnahmen und die Lohnhöhe sollten auch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Vom Gerben von Leder bis zum Einsetzen von Schnürsenkeln kommt es bei der Schuhherstellung zu Verletzungen der Menschenrechte.

In der Schuhbranche bekommen Milliarden von Arbeitnehmern einen Lohn, von dem sie nicht überleben können, von dem sie überstunden machen müssen und der ihre eigene Sicherheit ruiniert. Zusammen mit unseren Partner-Organisationen wollen wir diese Gegebenheiten in den Schuhwerken zeigen - und Anregungen geben, wie sie verändert werden können. Zum einen müssen Markenunternehmen, Schuhproduzenten und Einzelhändler ihre Eigenverantwortung einbringen.

Zum anderen müssen die Staaten die grundlegenden arbeitsrechtlichen Vorschriften einschließlich über Gehälter, Arbeitszeit, Arbeitssicherheit und -hygiene verabschieden und wirksam einhalten. In der Leder- und Schuhbranche müssen alle Arbeitnehmer zumindest einen Lebensunterhalt bestreiten, der es ihnen und ihren Angehörigen ermöglicht, in Würde zu wohnen. Der Schutz der Mitarbeiter in Schuh- und Gerbereibetrieben muss gewährleistet sein: durch gesicherte Produktionsstätten und -einrichtungen, umfassende Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen sowie Schulung und Kontrolle.

Größere Transparentheit in der Schuhbranche ist für gerechtere Bedingungen in der Fertigung unerlässlich. Schuhfirmen können sich nicht hinter dem Betriebsgeheimnis verstecken: Sie müssen ihre Versorgungskette mit allen Zulieferern und Subunternehmern offen legen und aufzeigen, was sie tun, um gerechte Bedingungen zu gewährleisten. Schuhlieferketten sind so komplex und verwirrend, dass man heute kaum noch einen Schuhmarkt erwerben kann, dass man sich darauf verlassen kann, dass im gesamten Produktionsprozess keine Arbeits- oder Menschenrechtverletzungen stattgefunden haben.

Dennoch liegt es größtenteils in unseren eigenen Händen, ob wir Teil des gesellschaftlich und umweltschädlichen Fast-Fashion-Systems sein wollen und uns von Brands und Fashion bestimmen ließen, wie viele Modelle wir einkaufen. Du kannst deine Sportschuhe aus zweiter Hand oder von einem verantwortungsbewussten Betrieb erstehen.

Erkundigen Sie sich über die Schuhproduktion, machen Sie Ihre Umwelt sensibel und verlangen Sie faire Schuhmacher. Finden Sie heraus, welcher Sportschuh gewann, wie wir vorgehen und welche Aufgaben wir zu bewältigen hatten. Wir wollten mit dieser symbolträchtigen Handlung auf die dunkle Seite der Schuhbranche hinweisen und unsere Verbundenheit mit den wahren Fashion-Opfern zeigen: denjenigen, die in Gerbereien und Schuhlabriken für wenig Geld und auf Kosten des Gesundheitsschutzes arbeiten.

Um Missbrauch aufzudecken und auf die Leder- und Schuhbranche und die politische Ebene einzuwirken, betreiben wir mit unseren Partnerunternehmen umfangreiche Forschungs- und Unternehmensbefragungen, deren Resultate in Werbekampagnen einfließen. Begleiten Sie uns in unserem Engagement für eine verantwortungsbewusste Schuhproduktion. Werde jetzt Fördermitglied oder unterstütze unsere Arbeiten mit einer kleinen Geldspende.