Die Gummistiefel (auch Galoschen oder Caloschen genannt[1]) sind wadenhohe, wasserfeste Schuhe mit einem verhältnismäßig breiten Stielrohr, welches früher aus Kautschuk, heute auch aus Thermoplasten besteht. Gummischuhe sind im Allgemeinen nicht in den Stiefeln enthalten. Aus schuhtechnischer Sicht zählen z. B. Reit- und Wathosenstiefel nach wie vor zu den Stiefeln, werden aber im Allgemeinen als Reit- oder Gummistiefel und nicht als Gummistiefel oder Wathosen genannt.
Watstiefel und Gummischuhe sind aus schuhtechnischer Sicht keine Gummistiefel mehr. Hochwertige Gummistiefel werden nach wie vor aus echtem Naturkautschuk oder Kautschukmischungen mit hohem Kautschukanteil gefertigt, da einige gummispezifische Werkstoffeigenschaften von Kunststoffe nur eingeschränkt erreichbar sind. Auch wenn Gummistiefel auf Naturkautschukbasis (je nach Farbe) etwas empfindlicher gegenüber UV-Strahlung und gewissen chemischen Stoffen sind, ändern sie die wesentlichen Eigenschaften der Elastizität und Belastbarkeit bei normalen Temperaturen nicht.
In der Summe sind sie wesentlich dehnbarer als Kunststoffstiefel (fast immer PVC, seltener andere, z.B. thermoplastische Polyurethane). Qualitativ hochstehende Gummistiefel sind auch mit anderen Materialien und weiteren Details wie Schnürung, Auszüge etc. erhältlich. Schon die Ureinwohner Südamerikas produzierten eine urtümliche Form von Gummistiefel, indem sie Stoffe oder Stoffschuhe in den Latexsaft des Latexbaums (Naturkautschuk) einweichten.
Wasserdichte Gummistiefel (und andere Kleidungsstücke) stießen in Europa zunächst auf wenig Anklang. Charles Goodyear hat erst 1840 durch Zufall entdeckt, dass der mit Sulfat und Ruß vermischte und durch Erhitzen vulkanisierte Kunststoffkautschuk dauerelastisch und nicht mehr klebrig wurde, dass Kautschukprodukte und damit Gummistiefel ihren Markt eroberten. Gummistiefel waren auch bei den englischen Streitkräften im Grabenkrieg in Flandern ab 1915 sehr gefragt (Schützengräben im Regen).
Die US-Amerikanerin Hiram Hutchinson hat von Charles Goodyear eine Genehmigung zur Produktion von Gummistiefel erworben. Im Jahre 1853 gründet er eine Manufaktur für die Produktion von Gummistiefel in Frankreich, da er einen starken Verkaufsmarkt in dem damals vorwiegend ländlich geprägten Europa sieht. Das Unternehmen mit Sitz in Frankreich stellt nach wie vor qualitativ hochstehende Gummistiefel für Arbeit und Erholung her.
1855 übersiedelte Henry Lee Norris von Amerika nach Schottland, auch mit dem Zweck, eine Werkstatt für Gummistiefel zu errichten. Etwa 100 Jahre später, im Wintersemester 1955, stellte das Unternehmen einen damals neuen, umweltfreundlichen Gummistiefel vor, der heute als originaler Jägerstiefel bekannt ist (Hunter ist ein Lieferant der königlichen Familie Großbritanniens).
Auch Claude Châmot hatte die ldee, Gummistiefel herzustellen. Das Unternehmen produziert auch heute noch qualitativ hochstehende Gummistiefel. Ungefähr zur selben Zeit starteten andere Unternehmen in Europa mit der Fertigung von Gummi-Stiefeln, zum Beispiel die Phoenix AG in Hamburg und Semperit in Österreich. Die beiden Unternehmen bestehen noch heute, haben aber die Fertigung von Gummischuhen aufgegeben und sich auf industrielle Produkte aus technischem Gummi spezialisier.
Unter den beiden traditionellsten Gummistiefelherstellern Deutschlands sind die Firma Wittenberg und Romika mit Sitz in Trier. Gummistiefel waren über Jahrzehnte das beliebteste Material bei Nässe, da herkömmliche Modelle in der Regel mit einer Ledersohle ausgenutzt wurden. Die Gummistiefel im Freizeit- und Sportsektor sind in den 80er Jahren jedoch aus der Mode gekommen, weil sie durch wasserdichte Stiefel mit Gore-Tex und anderen Kunststoffen abgelöst wurden.
Die Gummistiefel wurden erst Ende der 90er Jahre wieder zeitgemäß. Nach zahlreichen Prominenten, die zu Beginn der 20er Jahre in Gummi-Stiefeln auf diversen Veranstaltungen auftauchten, wurden diese zu einem Modeaccessoire, das zwischen 2005 und 2008 immer beliebter wurde. Der Gummistiefel wird dann in einem Heissluftofen bei ca. 140 C mit bis zu 35 einzelnen Teilen anvulkanisiert.
Es ist auch möglich, unterschiedliche Arten von Gummi für die Fußsohle, Einlegesohle, Ferse, Verstärkung und Schaft zu benutzen, was ihn sehr angenehm zu tragen macht. In die Gummistiefel kann auch die neueste Sportschuhtechnologie eingearbeitet werden, oder es können modische und spezielle anatomische Anforderungen berücksichtigt werden. Handgefertigte Gummistiefel sind oft kostspielig.
Es wird eine Spaltform eingesetzt, die der noch weichere Kautschuk auf die Lamellen drückt und nach der Vulkanisation aufklappt. Diese Gummistiefel sind an der sichtbare Trennlinie der Schalung zu erkennen, die wie eine mittlere Naht am fertiggestellten Schuh ist. Die so hergestellten Gummistiefel sind kostengünstig und trotzdem stabil und werden hauptsächlich als Arbeitsschuhe eingesetzt.
Kunststoff-Gummistiefel werden weitestgehend automatisiert durch Sprühen produziert. Diese Gummistiefel haben auch eine Trennungslinie. Die Gummistiefel sind völlig wasserfest und haben sich in vielen Gebieten etabliert. Die Gummistiefel als Schuhe in der Regenzeit sind auch als modische Damenschuhe in entsprechendem farbenfrohem Druckdesign erhältlich. Gummistiefel aus Polyurethan (PU-Stiefel) werden in der Agrarwirtschaft, vor allem in der Viehzucht, eingesetzt, da sie im Unterschied zu Naturkautschuk-Stiefeln auch über einen längeren Zeitraum verschleißfest sind.
Die Gummistiefel sind extrem leicht zu pflegen. Glyzerin schÃ?tzt den Kautschuk vor Versprödung. Siliconöl erfrischt die Oberflächen und beugt der vorzeitigen Alterung des Kautschuks vor, die durch die Exposition gegenüber UV-Licht und Fettstoffen aus der Biologie verursacht wird. Die meisten Hersteller bieten besondere Gummipflegeprodukte an.
Gummistiefel werden sauber, getrocknet, lichtdicht und abkühlen. Nikolai Verlagshaus, Berlin, 2006, ISBN 3-89479-252-3. Hermann und Hans-Jürgen Fründt: Käuderwelsch, Plattdütsch, der wahre Norddeutsche. Gummibänder für Ihre Füsse, Prüfung der Deutsche Jagd-Zeitung / Norbert Klups.