Lederschuhen sind so gestrig - Teil 1: Die weltweite Lederbranche
Interessant ist aber auch, dass immer mehr kleine und überwiegend Online-Händler Schuh- und Taschenmodelle mit innovativem Material ohne Tierbestandteile ausliefern. Zuerst werden die wesentlichen Daten und Zusammenhänge der Lederherstellung zusammengefasst. Im zweiten Teil wird es aber wieder durchweg gut sein und angesichts der viel versprechenden neuen Werkstoffe, insbesondere der Ananasfaser, werden wir nur Gutes vermelden - und zwar versprechen!
Die Forschung über die globale Lederbranche zeichnet ein trübes und schockierendes Ergebnis, von dem man glaubt, dass es für jeden, der denkt und fühlt, unmöglich ist, weiterhin Lederartikel zu kaufen. Abgesehen von Vieh, Kälber, Schafe, Ziege, Schweine und Pferde werden auch Hund und Katze für ihre Felle umgebracht. Ich als Konsument habe praktisch keine Informationen darüber, von welchem Vieh das Fleisch abstammt.
Schätzungen zufolge gelangen jedes Jahr mehrere hunderttausend Felle von Hunden und Katze unrechtmäßig auf den Gemeinschaftsmarkt. Alleine in China werden jedes Jahr schätzungsweise zwei Mio. Tiere für die Lederherstellung umgebracht. Einkäufer kaufen Erzeugnisse aus Hund oder Katze, die oft absichtlich fehletikettiert sind und nichts über ihre wahre Herkunft aussprechen.
Wahrscheinlich werden auch die Felle der Tiere zu Rindsleder verarbeit. Im Jahr 2010 wurden in den EU-Mitgliedsstaaten nur 169 Händler auf Katz- und Hundefelle untersucht und nur 53 Importsendungen auf kostspielige und komplexe DNA-Tests untersucht, von denen jeder vierte einbehalten wurde. Selbst wenn ein Erzeugnis zum Beispiel "Made in Italy" sagt, ist es sehr wahrscheinlich, dass das in den von uns gekauften Lederprodukten eingesetzte Material aus Indien, Bangladesch, Brasilien oder anderen Niedriglohnländern kommt, in denen sich die Lederherstellung aus Kosten- und Gewinngründen verschoben hat.
Indien, viele werden jetzt die Frage stellen - sind die Rinder dort nicht sakral? Für die Inder sind die Rinder zwar geheiligt und das Fruchtfleisch der Rinder ist für die große Mehrzahl der Inder nicht von Interesse. Trotzdem werden in Indien zahllose, größtenteils illegal betriebene Schlachthäuser geführt, in denen vor allem Christinnen und Moslems mitarbeiten. Wie oft irrtümlich vermutet, ist es kein Abfall der Fleischwirtschaft.
Ganz im Gegenteil: Die Fleischbranche ist auf den Verkauf von Häuten angewiesen, um noch mehr Profit zu machen. Aber auch viele andere Tierarten werden nur wegen des verwendeten Leder umgebracht. Jedes Jahr müssen mehr als eine Million Menschen für die weltweite Lederbranche sterben. Der Tierschutzverein PETA dokumentiert die grausame Situation der Lederherstellung in Indien und Bangladesch.
In Bangladesch siedeln sich oft illegale Nachtschlachtungen in den Strassen von Bangladesch oder in den rund dreißigtausend indischen Schlachthöfen für Leder an. Videomitschnitte aus Bangladesch belegen eindeutig, dass einige Rinder noch am leben sind und herumtollen, wenn ihnen die Häute vom Leib gerissen werden. Die indischen Rinder müssen in andere Staaten Indiens oder nach Bangladesch reisen, um in Schlachthöfen oder auf der offenen Strasse ohne Betäubungsmittel zu erlegen.
Die Verarbeitung des Leders erfolgt in den oben erwähnten Betrieben. Zur Eindämmung der Abbauprozesse muss das Holz zunächst vorgerbt werden. Das erfolgt nahezu immer mit Hilfe von Chrome. Durch unsachgemäße Anwendung bildet sich das als schweres allergenes und in höherer Dosierung krebserregendes Chrombild.
Zwischen 2000 und 2006 wurden in Deutschland etwa 850 Ledermuster (Handschuhe, Schuhen, Armbändern etc.) auf den Gehalt an ChromvI untersucht. Jede sechste Stichprobe überstieg 10 mg Chromium VI pro kg Fett. Über 90 % der heute auf dem Markt befindlichen Lederwaren sind mit verchromt. Das ungefilterte Abwasser aus Ledergerbereien verunreinigt Gewässer und Boden.
Verschiedene Untersuchungen haben auch den Zusammenhang zwischen Lungenkarzinom und dem beim Gerben eingesetzten Chromium gezeigt. Teil unserer Artikelreihe "Vegane Schuhalternativen" erscheinen und präsentiert viel versprechende neue Werkstoffe, die frei von Tierleid, gerecht und umweltorientiert sind. Ethisches Leder?