Seit einem Jahr war ich als junges Mädchen nicht mehr einkaufen.
Ich habe diese Wahl getroffen, nachdem ich einen Dokumentarfilm über Menschen sah, die sich entschieden hatten, etwas weniger streng zu sein. Übermäßige Ausgaben und die Notwendigkeit, ständig neue Dinge zu erwerben, prägen unser heutiges Dasein. Für mich ist eine Aufgabe nichts Ungewöhnliches. Von der Handstand-Geschichte will ich nicht noch einmal beginnen, aber sechs Monaten tägliches Training haben mich auf den Boden der Tatsachen gebracht.
Das hat mein ganzes bisheriges Schaffen geändert, und das nicht nur. Wie kann es das tägliche Brot nicht einkaufen? Lange Zeit war mein Verstand in einem konstanten "haben wollen"-Modus, aber dann kam ich auf einmal an einen Ort, an dem ich die Sehnsucht und den Wunsch verlor, sogar in die Läden gehen zu wollen.
Mir gehört, was ich habe. Jetzt, zwölf Monaten später, habe ich immer noch viel zu viel. Nach diesem Jahr weiß ich mich selbst besser. Davon, neue Kleider, neue Füße, nur einkaufen. Mit jedem neuen Gewand, neuen Stiefeln, jeder neuen Tüte hatte ich das Gefuehl, dass sie mein ganzes Dasein besser, gluecklicher und perfekter machen wuerden.
Als ich eine Türschwelle überquerte, fand ich mich an einer Stelle wieder, an der ich den Wunsch nach etwas Neuem verloren hatte. Als Süchtiger wurde schlagartig verdursten oder hungern. Da war ich ganz gelassen, meine Meinung deutlich und auf einmal konnte ich einen wirklichen, offenen Gespräch mit mir selbst haben.
Wie kann ich im Alltag vorgehen, was soll ich tun, wer bin ich und was ist mein Vorhaben? Das war keine physische, sondern eine mentale Aufforderung. Die große Leerheit in meinem Denken, verursacht durch das plötzliche Nicht-Denken darüber, welches neue Outfit ich für die nächste Party anziehen sollte, welchen neuen Look ich mir kaufe (weil die neun Paar, die ich bereits habe, mich langweilen) oder welche neuen Ohrenringe mir passen würden, machte mich verwundbar.
Auf einmal habe ich mir schwere Aufgaben gestellt. Weil ich ganz offen war, hatte ich in diesem Jahr so viele Ängste. Auf einmal hatten meine Ideen so viel Platz, dass ich keine andere Möglichkeit hatte. Auf eine Ablehnung im Hinterkopf war ich komplett vorbereitet und hatte nicht einmal ein weiteres Laufschuhpaar, das mich tröstete, als ich in einem Koffer in einen Körbchen verwandelt wurde.
Ich merkte aber auch, dass es mich sehr kräftig machte, mich nur zu unterhalten und mich ganz zu erschließen. Ich tue dies jeden Monat mit meinem Psychiater, weil es gut ist, am Wochenanfang alles auszulassen. Zumindest um ehrlich zu sein. Soviel gehört mir nicht mehr.
lch nehm, was ich habe und was ich mitbringe. Ich möchte den Menschen wirklich mitteilen, dass sie in ihrem Alltag weniger Raum für Kauf und Konsum geben sollten. Ich schaue mich um und sehe Menschen in Social Networks und im wirklichen Leben an.
Endlich muss ich mein ganzes Jahr lang zusammenhalten. Nur die Menschen, die wir in unserem Umfeld, in unserem Alltag anstreben. Im Laufe des Jahres haben mir die Leute gesagt, dass meine Entscheidung, mit dem Kauf aufzuhören, sie begeistert hat. Hoffentlich werden die Menschen handeln und über sich und ihre Belange reflektieren, bevor sie etwas erwerben.
Möglicherweise ist es nur der Wille, von etwas abzulenken, das man anderswo versteckt hat.